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Studie zum Rassismus gegenüber schwarzen Menschen in der Schweiz

16.01.2018

Auf der Grundlage einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) veröffentlichte die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) im Dezember 2017 Empfehlungen zur Bekämpfung des Rassismus, der sich gegen schwarze Menschen in der Schweiz richtet.

In der Schweiz leben rund 100‘000 Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Sie sind mit struktureller Diskriminierung, Stigmatisierung und Alltagsrassismus konfrontiert. Die Untersuchung einer Gruppe von Autoren/-innen unter der Leitung von Prof. Dr. Kurt Pärli analysiert das Phänomen, zeigt auf, wie sich der Rassismus gegenüber schwarzen Menschen manifestiert und bezeichnet staatliche Vorkehrungen, welche dagegen ergriffen werden können.

Die Empfehlungen der EKR richten sich an ausgewählte Stellen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und zur Bekämpfung von Diskriminierung: die öffentliche Verwaltung, Justizbehörden, Medien, Politik und Beratungsstellen für Opfer von Diskriminierung.

Empfehlungen der EKR

Die öffentliche Hand sollte gemäss der EKR geeignete und nachhaltige Massnahmen treffen, welche eine Öffnung der Institutionen gegenüber Minderheitsgruppen erlaubt. Sensibilisierungsmassnahmen  sind unerlässlich, um einen diskriminierungsfreien Zugang zu sichern.

Politiker und Politikerinnen haben im politischen Diskurs sowie bei Abtimmungen und Wahlen stigmatisierende Aussagen auf Kosten von Minderheiten zu unterlassen und sich dagegen zu positionieren. 

Grund- und Weiterbildung zum Thema Rassismus ist auch für die Medien sehr wichtig. Die Vielschichtigkeit des Phänomens muss verstanden und entsprechend dargestellt werden. Gemäss der EKR tragen die Medien insbesondere auch eine Verantwortung, gegen Desinformation und „Fake News“ vorzugehen.

Dem Justiz- und Sicherheitsbereich empfiehlt die EKR, für den Respekt gegenüber Minderheitsgruppen einzustehen und geeignete Massnahmen zu fördern. Dafür eignet sich ein enger Dialog mit Betroffenen, Behörden und Vertretern/-innen der Zivilgesellschaft („Runder Tisch“). In Fällen von Polizeigewalt und Racial Profiling empfiehlt die EKR die Schaffung von unabhängigen Schlichtungsstellen.

Schliesslich muss ein unbürokratischer Zugang zu Beratungsangeboten für Betroffene geschaffen werden. Eine solide Vernetzung der bestehenden Beratungsangebote soll weiterentwickelt werden. In einem letzten Punkt empfiehlt die EKR den Forschungsinstituten, Universitäten und dem Nationalfonds, die Grundlagenforschung zum Diskriminierungsschutz und zum Rassismus zu fördern.

Dokumentation

EKR: Anti-Schwarzer Rassismus wird oft verharmlost

(Ergänzender Artikel vom 16.06.2014)

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) widmet dem Thema anti-Schwarzer Rassismus eine Ausgabe ihrer Zeitschrift Tangram. Sie möchte damit auf ein Phänomen aufmerksam machen, das allzu oft verharmlost oder auf die Empfindlichkeit der Opfer zurückgeführt wird.

Problematische Polizeiarbeit

Die Beiträge im Tangram vom Juni 2014 packen das Phänomen auf verschiedenen Ebenen an. Zum einen werden die Grundzüge von tief verwurzelten Stereotypen gegen Schwarze erörtert. Auch gehen die Beiträge auf aktuelle Problemstellungen ein, wie etwa die Polizeiarbeit und ihre Auswirkung auf Schwarze. Wichtige Themen sind in diesem Zusammenhang das «Racial Profiling» und der Einsatz von Gewalt gegen Schwarze.  Der Begriff «Racial Profiling» umschreibt Polizeikontrollen aufgrund eines Täterprofils, das allein auf die Hautfarbe ausgerichtet ist. Denise Graf von Amnesty International befasst sich seit vielen Jahren mit diesem Thema und stellt in ihrem Beitrag fest, dass «Racial Profiling» für die Opfer immer eine Traumatisierung darstellt, die ein Gefühl der Demütigung, der Ausgrenzung und der Machtlosigkeit gegenüber einer nicht nachvollziehbaren Willkür hinterlässt. Die Angebote der Opferhilfestellen führen nach Ansicht der Juristin häufig zu keiner Lösung, sondern eher zu einer erneuten Traumatisierung.

Diskriminierung im Privaten

Das Tangram zeigt, dass Schwarze auch im privaten Bereich mit Diskriminierung konfrontiert sind: Ein Beitrag erläutert etwa die Ergebnisse einer an der Hochschule für Soziale Arbeit in Genf durchgeführten Forschung zur Situation von Hochqualifizierten afrikanischer Herkunft auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Er schliesst mit der Erkenntnis, dass für gut ausgebildete Schwarze der Zugang auf den Arbeitsmarkt erschwert wird. Ein anderer Beitrag hält fest, dass «gemischte» Paare noch immer als «abnorm» betrachtet und ihre Kinder von der Gesellschaft systematisch als Schwarze kategorisiert werden, wodurch ein Teil ihrer Identität in den Hintergrund gedrängt werde.

Die EKR will mit diesem Tangram die Forschungstätigkeit über den anti-Schwarzen Rassismus anregen. Sie macht darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, allzu oft unterschätzte oder verharmloste Tatsachen zu erkennen, zu dokumentieren und auch zu denunzieren.

Dokumentation

Weiterführende Informationen

Studie über das Leben schwarzer Menschen in der Schweiz

(Ergänzender Artikel vom 26.01.2005)

Wer in der Schweiz lebt und schwarz ist, ist mit Vorurteilen konfrontiert, die auf eine längst vergangene Zeit zurückgehen. Hartnäckig halten sich gemäss einer Mitteilung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) Klischees aus der kolonialen Vergangenheit. So werden Menschen mit schwarzer Haut hierzulande als homogene Gruppe wahrgenommen, was sie schon lange nicht mehr sind.

Selbst wenn viele der dunkelhäutigen Menschen seit langem einen Schweizer Pass haben oder gar hier geboren und aufgewachsen sind, empfinden doch die meisten, dass sie wegen ihres anderen Aussehens nie richtig dazugehören. Eine Studie im Auftrag der EKR zeigt auf, wie diese Menschen, die allein ihres Äusseren wegen tagtäglich Ausgrenzung erfahren, in der Schweiz leben.

In der Studie «Schwarze Menschen in der Schweiz. Ein Leben zwischen Integration und Diskriminierung» kommen die Betroffenen selbst zu Wort und erzählen von den Schwierigkeiten in einer mehrheitlich hellhäutigen Gesellschaft. Dadurch entstehe ein anschauliches Bild des sozialen Umgangs und Umfelds der schwarzen Bevölkerung in Alltagssituationen, schreibt die EKR.