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Gleichstellungspolitik: Calmy-Reys Vorgehen in der Kritik

08.02.2006

 

Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat sechs Männer, die von der Kommission für die Rekrutierung von Diplomaten ausgewählt wurden, aus Quotengründen nicht berücksichtigt. Aus Protest gegen diesen Entscheid sind drei männliche Mitglieder der Kommission zurückgetreten.

Die ausgewählten Dossiers würden immer der Departementsvorsteherin vorgelegt. In diesem Fall habe Calmy-Rey den Entscheid gefällt, «um den Frauenanteil im diplomatischen Corps zu erhöhen», sagte der Sprecher des Aussenministeriums. Die Rekrutierungskommission hatte nach dem regulären Auswahlverfahren 14 Personen, darunter vier Frauen, als geeignet für die diplomatische Laufbahn erachtet. Um die Parität von Männern und Frauen zu gewährleisten, entschied Calmy-Rey danach, nur je vier Kandidaten zu berücksichtigen.

Für den freisinnigen Politiker Dick Marty ist dies «eine krasse Ungerechtigkeit gegenüber den männlichen Kandidaten.» Deshalb ist er mit lautem Protest aus der zuständigen Kommission ausgetreten. Während des ganzen Auswahlverfahrens sei nie gesagt worden, dass die Parität gewährleistet sein müsse. Der Entscheid halte dem im Bundesgesetz stipulierten Diskriminierungsverbot nicht stand.

Der Tages-Anzeiger gibt dazu folgendes zu Bedenken: «Die tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau in der Bundesverwaltung ist ein erklärtes Ziel des Bundesrats. Ein Evaluationsbericht hat vor einem Jahr gezeigt, dass das Bewusstsein bei den verantwortlichen Führungskräften "noch nicht optimal ist". Namentlich in den obersten Lohnklassen ist der Frauenanteil besonders tief. Er lag Ende 2005 bei gerade mal 9 Prozent, im EDA bei unter 8 Prozent. Da müssen sich die Personalverantwortlichen noch etwas einfallen lassen, wollen sie das ehrgeizige Ziel der Landesregierung erreichen, bis 2011 den Frauenanteil in dieser Gruppe um 30 Prozent zu steigern.»