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Tabu Kinderarmut: Wann reagiert der Bund gezielt?

28.08.2007

Kinder sind in der Schweiz zu oft von Armut betroffen und entkommen ihr auch als Erwachsene selten. Darauf machen etwa Caritas oder die Kinderlobby Schweiz immer wieder aufmerksam. Fakten dazu bringt nun auch die Eidgenössischen Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ) auf den Tisch. Mit dem Bericht und einem begrüssenswerten Forderungskatalog soll erreicht werden, dass das Tabuthema endlich auf nationaler Ebene gezielt angegangen wird.

70 Prozent keine Berufsausbildung 

Die Armut von Kindern und Jugendlichen sei eine soziale Zeitbombe, schreibt die Kommission. Fast 45 Prozent aller Sozialhilfebezüger seien unter 25 Jahre alt, schreibt die EKKJ. Ihre Eltern seien arbeitslos, alleinerziehend, hätten einen Migrationshintergrund oder sie würden mit mehr als zwei Geschwistern aufwachsen. Noch fataler für die Zukunft sei allerdings die Tatsache, dass 70 Prozent der jugendlichen Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger keine Berufsausbildung abgeschlossen haben.

Fokus auf Kinder

Der Bericht zeigt mit Hinweis auf Zeichnungen und Interviews von jungen Menschen auf, dass materielle Unsicherheit für Kinder und Jugendliche Ausgrenzung bedeutet. Die EKKJ rückt die Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt, um «die besorgniserregende und oft verkannte Realität» aufzuzeigen. Sie sollen nicht mehr nur als Teil einer armutsbetroffenen Familie, sondern für sich selbst wahrgenommen werden.

Chancen verbessern 

Für bessere Chancen armutsbetroffener Kinder können die Gesellschaft, die Wirtschaft und die öffentliche Hand einiges tun. Deshalb erhebt die EKKJ eine Reihe von politischen Forderungen, die auf das Kleinkindalter, Bildung, Gesundheit und Familienpolitik abzielen. Zu den Forderungen gehören etwa die Einrichtung flächendeckender Aufgabenhilfen, ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hand und der Wirtschaft für den Ausbau der familienergänzenden Betreuung im Vorschul- und Schulalter sowie bessere, staatlich organisierte Betreuung für betroffene Jugendliche bei der beruflichen Integration.

Dokumentation