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HIV/Aids: Zugang zu Medikamenten

08.02.2011

Eine der grössten mit Menschenrechten zusammenhängenden Herausforderungen für die HIV-Bekämpfung ist der gleichberechtigte Zugang zu HIV-Medikamenten und -Therapien. Viele Menschen haben bis heute keinen Zugang zu präventiven oder kurativen Massnahmen gegen HIV/Aids und können damit ihr Recht auf Gesundheit nicht verwirklichen. Im Jahr 2011 hatte etwas mehr als die Hälfte der HIV-Betroffenen Zugang zu einer antiretroviralen Therapie (ART), der bislang erfolgreichsten medikamentösen Behandlungsstrategie - dies obwohl die UNO-Mitgliedstaaten sich 2006 das Ziel gesetzt hatten, universellen Zugang (definiert als 80-prozentige Abdeckung der betroffenen Bevölkerung) bis 2010 zu gewährleisten. Dieses Ziel war auch Teil des Millennium Development Goals Nr. 6, das verlangte, die Verbreitung von HIV/Aids bis 2015 zu stoppen und rückläufig zu machen.

Fortschritte

Aktuelle Berichte von UNAIDS und WHO stellen fest, dass seit 2006 erhebliche Fortschritte gemacht wurden. Der Zugang zu Behandlungen nimmt stetig zu, im Jahr 2011 um fast zwei Drittel gegenüber 2009. Weltweit stehen acht Millionen HIV-Betroffene mit Zugang zu den nötigen Medikamenten rund sieben Millionen Betroffenen ohne Behandlung gegenüber, unter Letzteren sind leider viele Kinder. In Ländern mit geringem Pro-Kopf-Einkommen (Klassifizierung der Weltbank: low- and middle-income countries) haben 54 Prozent der HIV-Betroffenen Zugang zu antiretroviraler Therapie. Unterdessen haben 10 dieser Staaten das Ziel des universellen Zugangs erreicht.

In den letzten Jahren haben sinkende Preise dafür gesorgt, dass die Medikamente für eine ART in Ländern mit geringem Pro-Kopf-Einkommen vermehrt zugänglich wurden. Den Rückgang der Medikamentenpreise führen die Fachleute unter anderem auf vergrösserte Behandlungsprogramme, die Vorhersehbarkeit der Nachfrage, den zunehmenden Wettbewerb auf dem entsprechenden Medikamentenmarkt, vor allem wegen Generika, und auf neue Preisstrategien einiger pharmazeutischer Unternehmen zurück.

Hindernisse

Trotz dieser ermutigenden Befunde konnte das Teil-Millenniumsziel des universellen Zugangs zu Prävention, Behandlung und Pflege im Bereich HIV/Aids bis heute nicht erreicht werden. Vor allem in Sachen Medikamentenpreise bleibt gemäss verschiedener NGOs viel zu tun: Internationale Übereinkommen zum Schutz geistigen Eigentums (Agreements on trade related aspects of intellectual property rights - TRIPs) bewirken, dass neu entwickelte, bessere Medikamente gegen HIV/Aids nur in Ländern verfügbar sind, die genügend Ressourcen haben, um die hohen (Forschungs-)Kosten zu decken. Ärmere Länder werden so gezwungen abzuwarten, bis die Patente der Pharmafirmen auf den neuen Medikamenten auslaufen oder die patentrechtlichen Preise gesenkt werden.

Immerhin konnten die Pharmaunternehmen durch den Preisdruck von Generika, die in Ländern wie Indien und Brasilien hergestellt werden, zu neuen Preisstrategien bewegt werden. Daraus entstanden Initiativen wie das «Tiered Pricing» (abgestufte Preisfestsetzung) und der «Global Price Report Mechanism» (Datenbank zur Aufzeichnung internationaler Transaktionen von HIV-, Tuberkulose- und Malariamedikamenten) sowie neue Arten der Lizenzvergabe für patentierte Produkte und die Idee eines «Patent Pools», um die Auswirkungen von TRIPs auf den Kampf gegen HIV/Aids abzuschwächen.

Die aktuellste Herausforderung sehen UNAIDS und die WHO darin, dass viele der stark betroffenen Länder weiterhin zu einem beträchtlichen Teil von Geldern aus dem Ausland abhängig sind.

Strategiepapier Treatment 2.0

Im Grossen und Ganzen befinden UNAIDS und WHO in ihrem Bericht, dass sich die Investitionen in eine globale HIV/Aids-Bekämpfung auszahlen und dass rückläufige Infektionsraten sich sozial und ökonomisch positiv auswirken. Um diese positiven Trends fortzusetzen, bauen die UNO-Organisationen vor allem auf den menschenrechtsbasierten Ansatz. UNAIDS präsentierte zudem im Juli 2010 einen umfassenden Ansatz zur HIV-Behandlung, der die Zahl der Aids-Toten bis 2025 um zehn Millionen vermindern soll. Ihr Strategiepapier «Treatment 2.0» betont die Rolle, die ein besserer Zugang zu Behandlung und Medikamenten bei der Bekämpfung von HIV/Aids spielt.

Quellen