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UNICEF-Studie belegt, dass die Verstümmelung weiblicher Genitalien zunehmend abgelehnt wird

30.08.2013

UNICEF hat Daten zu «Female genital mutilation» (FGM), bzw. «Female genital cutting» (FGC) von 29 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, in denen FGM/C praktiziert wird, veröffentlicht. Dabei wurde nicht nur erhoben, wie hoch der Anteil der Frauen und Mädchen ist, die Opfer von FGM/C wurden, wie alt die Mädchen im Zeitpunkt der Beschneidung sind und wer diese durchführt, sondern auch, wie sich die Haltung zu dieser menschenrechtsverletzenden Praxis verändert hat. Eine Mehrheit der Frauen und Mädchen in den betreffenden Ländern ist heute der Meinung, dass die Praxis keine Vorteile bringt und aufgegeben werden sollte.

In den meisten Staaten heute per Gesetz verboten

26 der 29 untersuchten Staaten haben FGM/C gesetzlich verboten. Mit Ausnahme von Guinea und der Zentralafrikanischen Republik, welche bereits Mitte der 60er-Jahre Verbote erliessen, haben alle Länder erst in den neunziger, 13 Staaten erst in den 2000er-Jahren entsprechende Gesetze verabschiedet.

Zunehmende Ablehnung

Der Bericht belegt, dass Mädchen und Frauen zunehmend keine Vorteile mehr in dem traditionellen Brauch erblicken und ihn ablehnen. Auch Knaben und Männer sprechen sich dagegen aus. Die Zahlen kontrastieren allerdings mit den in vielen Staaten immer noch sehr hohen Prävalenzzahlen, wie die Studie festhält. So sind in Somalia, Guinea und Ägypten über 90 % der Frauen und Mädchen beschnitten, in Eritra, Mali, Sierra Leone und Sudan sind es weit über 80 %. Es gehe damit darum, das Schweigen über den grausamen Brauch zu beenden und die Menschen dazu zu bringen, offen über ihre Haltung zu FGM/C zu sprechen, hält UNICEF fest.

Zu beachten sind auch verschiedene Entwicklungen, die als Folge der zunehmenden Opposition gegen den Brauch interpretiert werden können. Wie die Studie mit Zahlen belegt, sinkt z.B. das Alter, in dem Mädchen beschnitten werden. In gewissen Ländern (insbesondere Ägypten und Kenia) kann sodann eine Medikalisierung der Praxis festgestellt werden. Das heisst, die Verstümmelung bzw. Beschneidung wird nicht mehr durch traditionelle Beschneiderinnen, sondern zunehmend durch Ärzte bzw. Ärztinnen vorgenommen. In Ägypten etwa, wo 91 % der Frauen beschnitten sind, sind 77 % der Beschneidungen von Medizinern/-innen durchgeführt worden.

Lehren für die Schweiz

Die Bemühungen zur Prävention von genitaler Verstämmelung unter den betroffenen Migrationsgruppen, die in der Schweiz erst in den Anfängen stecken, haben diese Ergebnisse zu berücksichtigen. Es geht in erster Linie darum, die in der Schweiz lebenden Angehörigen von Staaten und Gebieten, in denen FGM/C praktiziert wird, in ihrer ablehnenden Haltung zu unterstützen und die schädlichen Auswirkungen des Brauchs in Erinnerung zu rufen.

Dokumentation