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Schweizer NGO realisiert Frauenhaus in Pakistan

07.07.2006

Der gemeinnützige Verein Living Education hat in Rawalpindi, Pakistan ein Frauenhaus errichtet. In diesem finden Frauen und Kinder, die aus Sicherheitsgründen nicht zu ihren Familien zurückkehren können, Zuflucht. Gewalt an Frauen, vor allem im sozialen Nahraum, sei in Pakistan weit verbreitet, schreibt Living Education. 90 Prozent der verheirateten Frauen würden gemäss einer Studie des Pakistan Institute of Medical Science von ihren Männern misshandelt. Meist haben sie gemäss Living Education kaum eine Möglichkeit sich gegen das erlittene Unrecht zu wehren.

Anfangs Mai 2006 war es soweit: Die Anlaufstelle und das Schutzhaus Dast-e-Shafqat konnten ihren Betrieb aufnehmen! Die Anlaufstelle ist komplett eingerichtet mit Computerarbeitsplatz, Empfangs- und Warteraum für Besucherinnen und Besucher sowie Rückzugsmöglichkeiten für Gespräche. Das Schutzhaus verfügt über mehrere Aufenthalts- und Schlafräume und bietet Platz für rund 15 Frauen und Kinder. Bilder des Schutzhauses Dast-e-Shafqat findet man unter diesem Link: http://www.livingeducation.org/dast-e-shafqat-2/ 

Zurzeit wird Dast-e-Shafqat vor Ort von einem dreiköpfigen Team geführt: Einer Anwältin, die sich vor allem um die rechtlichen Belange von Fällen kümmert, aber auch in die Mediation mit Familienangehörigen involviert ist; einer Mitarbeiterin, die die Präsenz in der Anlaufstelle und den Erstkontakt mit den hilfesuchenden Frauen und Mädchen sicherstellt und einem Mitarbeiter, der für die Gesamtkoordination des Projektes vor Ort und die Sicherheit zuständig ist. Das Kernteam wird sowohl von den Verantwortlichen von LivingEducation in Pakistan als auch von der Schweiz aus eng begleitet.

Das Team von Dast-e-Shafqat führte viele Gespräche mit Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, es aber nicht wagen, etwas dagegen zu unternehmen. Für viele Frauen ist Gewalt auch zu etwas Alltäglichem geworden, das man nicht ändern kann. Für diese Frauen ist es bereits eine grosse Erleichterung, in einem kleinen und geschützten Rahmen über ihre Probleme und Ängste sprechen zu können und auch mit Frauen auszutauschen, die in ähnlichen Situationen stecken. Anfangs Juni 2006 konnte Dast-e-Shafqat einer 17jährigen jungen Frau, die als Zweitfrau von ihrem Ehemann auf die Strasse gestellt wurde, weil sie ihm «nur» Mädchen und keine Knaben geboren hatte, vorübergehend Zuflucht gewähren. Eine andere junge Frau bat Dast-e-Shafqat um Unterstützung bei der Scheidung von ihrem gewalttätigen Ehemann. Dieser hatte sie nicht nur regelmässig verprügelt, sondern wollte sie auch für sexuelle Dienste an andere Männer verkaufen. Die Anwältin von Dast-e-Shafqat wird die Frau nun beim Scheidungsprozess vertreten und unterstützen.

Das Frauenhausprojekt «Dast-e-shafqat» ermöglicht bedrohten Frauen aus einer scheinbar ausweglosen Situation herauszukommen und bietet ihnen unentgeltlich und für eine unbegrenzte Zeit Sicherheit und Soforthilfe. Wichtig ist den Initiatoren zudem die Hilfe zur Selbsthilfe: «Unser Unterstützungsangebot hat neben dem unmittelbaren Schutz auch immer zum Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und mit den betroffenen Frauen Perspektiven zu entwickeln.»