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Rassismusbericht 2020: Rassistische Diskriminierung in Zeiten einer Pandemie

19.04.2021

Im 2020 hat das Beratungsnetz für Rassismusopfer 572 Fälle rassistischer Diskriminierung dokumentiert und ausgewertet. Am häufigsten meldeten Betroffene rassistische Diskriminierung am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft. Das sind die Orte, an denen das gesellschaftliche Leben in Zeiten der Pandemie hauptsächlich stattfand.

Der jährliche Rassismusbericht von humanrights.ch und der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus wertet alle Fälle rassistischer Diskriminierung aus, die von den Beratungsstellen des Beratungsnetzes für Rassismusopfer während des Jahres 2020 dokumentiert wurden. Im folgenden Video erhalten Sie einen Überblick über die Ergebnisse des Berichts und eine Einschätzung von Gina Vega, Leiterin der Fachstelle für Diskriminierung und Rassismus von humanrights.ch und Koordinatorin des Beratungsnetzes für Rassismusopfer:

Im 2020 debattierte die Schweiz- und die ganze Welt über strukturellen, institutionellen oder Alltagsrassismus in einem noch nie dagewesenen Ausmass. Leider drehte sich die Debatte allzu oft um die Frage, ob es in der Schweiz überhaupt Rassismus gäbe und ob von einem ernsthaften Problem geredet werden kann. Die Ergebnisse des Rassismusberichts zeigen aber deutlich, dass zahlreiche Menschen in der Schweiz alltäglich Rassismus und/oder rassistische Diskriminierung in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im Internet und im öffentlichen Raum erleben. Rassismus macht keinen Halt, auch nicht in Zeiten einer Pandemie! Die pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens verlagerten die Diskriminierungsvorfälle in den privaten Bereich, besonders auf die Nachbarschaft. Rassismus in der Wohnumgebung zu erleben, dem Ort wo man sich am wohlsten und sichersten fühlen sollte, ist für Betroffene besonders belastend. Verwaltungen, Vermieter*innen und Nachbar*innen müssen stärker sensibilisiert und für Übergriffe sowie unterlassenes Handeln zum Schutze der Mietenden zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Arbeitsplatz bleibt weiterhin der Bereich, in dem Diskriminierung am häufigsten vorkommt. Stereotypen und Vorurteilen sind grossteils ausschlaggebend für die Ungleichbehandlung. Unternehmen und öffentliche Institutionen müssen endlich Verantwortung übernehmen und sich entschlossen, kompromisslos und konsequent gegen jegliche Art von Rassismus und Diskriminierung einsetzen sowie eine interne Politik der Null-Toleranz gegenüber rassistischer Diskriminierung in der Belegschaft etablieren. Dafür ist die Weiterbildung und Schulung von Mitarbeitenden und Führungspersonen zentral und muss vorangetrieben werden.

Auch wenn mehr Ratsuchende an die Beratungsstellen des Beratungsnetzes gelangt sind, wird im Bericht nur ein Teil der Realität des Rassismus in der Schweiz abgebildet. Die Dunkelziffer bleibt weiterhin hoch. Jedoch werden durch die Erfassung und Auswertung die geschilderten Rassismuserfahrungen sichtbar und fassbar. Auch wird deutlich, dass solche Erfahrungen kein individuelles, sondern ein tiefgreifendes gesamtgesellschaftliches und strukturell verankertes Problem sind.

Rassismus geht uns alle an. Wir müssen uns noch mehr bemühen, gegen Rassismus einzuschreiten und ihn zu verurteilen. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen können wir eine diskriminierungsfreie und antirassistische Gesellschaft schaffen.

Zusätzliche Informationen

kontakt

Meral Kaya
Ansprechperson ad interim Beratungsnetz für Rassismusopfer

meral.kaya@humanrights.ch
031 302 01 61
Bürozeiten: Di