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Zur Geschichte der ILO 

Die Gründung der ILO stand in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg. Die Verfassung der ILO, vom «Ausschuss für internationale Gesetzgebung» erarbeitet, wurde Bestandteil des Friedensvertrags von Versailles. Drei Motive sind für die Gründung der ILO von Bedeutung.

  • Erstens beruht die Entstehung der ILO auf der Einsicht, «dass der Weltfriede auf Dauer nur auf sozialer Gerechtigkeit aufgebaut werden kann» (Präambel).
  • Zweitens ging es auch um das menschenrechtliche Anliegen, die Arbeiterinnen und Arbeiter nach der «Industriellen Revolution», wie Friedrich Engels die Industrialisierung genannt hatte, vor dem sozialen Elend zu schützen.
  • Es darf drittens nicht vergessen werden, dass der verbesserte Schutz der Arbeitskräfte auch das Ziel verfolgte, die internationale Wettbewerbssituation der Staaten untereinander zu harmonisieren bzw. gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Staaten zu schaffen. In diesem Zusammenhang hatten vereinzelte Unternehmer schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts erkannt, dass verbesserte Arbeitsbedingungen – aus damaliger Sicht zum Erstaunen ihrer Zeitgenossen – die Produktivität erhöht. Übrigens ist es auch für die WTO oberstes Ziel, die Gleichheit der Wettbewerbsbedingungen bzw. die Nichtdiskriminierung der Mitgliedstaaten zu verwirklichen.

25 Jahre nach ihrer Gründung, 1944, tagte die internationale Arbeitskonferenz wegen des 2. Weltkrieges statt in Genf in Philadelphia und verabschiedete die Philadelphia-Deklaration. Diese proklamierte, dass Arbeit keine Ware ist. Arbeit sollte nicht bloss als Produktionsfaktor betrachtet werden und der Preis der Arbeit sollte nicht allein den Marktkräften überlassen werden. Die Philadelphia-Deklaration war wegweisend auch für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Art. 23.3) und die Europäische Sozialcharta (Art. 4). Die Philadelphia-Deklaration hat später Eingang in die ILO-Verfassung gefunden und gilt für alle 178 Mitgliedstaaten der ILO.